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eboren als uneheliche Tochter in Linz/Urfahr, betrat Maria Anna Katharina Theresia Jung bereits im Alter von nur 14 Jahren die Bühnen in Frankfurt am Main und glänzte als Schauspielerin, Sängerin und Tänzerin. Zu ihrem beruflichen Werdegang finden sich keine Information. Bekannt ist aber: Ihre Bühnen-Karriere fand ein abruptes Ende, als der Bankier Johann Jakob von Willemer sie, als sie 16 Jahre alt, war gegen eine Summe von 2.000 Gulden an ihre Mutter als „Ziehtochter“ bei sich aufnahm. Nach dem Tod seiner zweiten Frau heiratete er sie. Marianne „erhielt eine Ausbildung in Klavier und Gesang sowie Zeichenstunden. Daneben erlernte sie Latein, Italienisch und Französisch“. 1814 lernte Marianne von Willemer durch ihren Mann Johann Wolfgang von Goethe kennen. Die beiden standen sich nahe und führten einen regen Briefwechsel. Sie verfasste mehrere berühmte Gedichte seiner Sammlung „West-östlicher Divan“. Erst kurz vor ihrem Tod lüftete sie das Geheimnis ihrer Autorinnenschaft, während die literarische Welt von Willemer lange nur für seine „Muse Suleika“ hielt. Tatsächlich war Marianne von Willemer eine bemerkenswerte Künstlerin*, die trotz prekärer Verhältnisse gegen die Zwänge ihrer Zeit ankämpfte und durch ihr künstlerisches Talent bleibende Spuren hinterließ, auch wenn ihr die Anerkennung dafür zu Lebenszeiten verwehrt blieb. Sie setzte sich als Mäzenin persönlich für Künstler:innen ein. Sie starb am 6. Dezember 1860 in Frankfurt am Main. Erst nach ihrem Tod wurde ihre Urheberinnenschaft in der Gedichtsammlung öffentlich anerkannt – doch nach wie wird sie oft Goethe allein zugeschrieben. Ihr Schicksal steht exemplarisch für viele Frauen*, deren künstlerische Leistungen unsichtbar blieben und stattdessen Männern zugerechnet wurden. In Linz erinnern heute die Willemerstraße im Frankviertel sowie eine Gedenktafel am Pfarrplatz an sie. Der „Marianne.von.Willemer-Preis für Digitale Medien“ trägt ihr Vermächtnis in die Gegenwart und würdigt Künstler:innen, die – ganz in von Willemers Sinn – neue Horizonte für Frauen* in Kunst und Kultur eröffnen.

H. Junker: Das Goethe-Willemer-Häuschen bei Frankfurt a. M., 1894. Veröffentlicht in: Die Gartenlaube, Jahrgang 1894, Heft 18. Quelle: Wikimedia Commons, Gemeinfrei